Verlaate.

Schleusen als Tor zur Welt.

Mit Gründung der Stadt Papenburg und dem Anlegen der Kanäle machte den Siedlern die Geländestruktur zu schaffen. Das zu besiedelnde Gebiet fiel zur Ems hin deutlich ab. So verzeichnen wir zwischen den Stadtteilen Obenende und Untenende bis hin zur Ems einen Höhenunterschied von 7 Metern. Hinzu kommt die Tideabhängigkeit, das heißt, der Wasserstand der Ems unterliegt der Einwirkung von Ebbe und Flut. So beträgt der mittlere Tidenhub in Papenburg an der heutigen Seeschleuse, oder an der Stelle des historischen Drostensiels aus dem Jahre 1638 immerhin 2,35 Meter. Das hat zur Folge, dass die Kanäle bei Ebbe oder auch Niedrigwasser trocken fallen würden und damit jeglichen Schiffsverkehr unmöglich machen würden. Abhilfe schaffen konnten da nur neben einem Sieltor im Deich der Ems weitere Schleusen, sog. Verlaate in den Kanälen, die das Wasser künstlich aufstauten und ein Abfließen des Wassers verhinderten. Je nachdem ob man die Schieber – kleine hölzerne Schiebeluken im Schleusentor, die über ein Zahnradgestänge zu bedienen waren – im kanalaufwärts oder kanalabwärts gelegenen Schleusentor öffnete, floss Wasser ab oder zu. Dadurch wurde das im Verlaat liegende Schiff auf einen höheren oder niedrigeren Wasserstand gehoben oder gesenkt und konnte seine Fahrt fortsetzen. Die Verlaate sicherten somit einen ständigen Schiffsverkehr.

Neben dem Sieltor gab es insgesamt fünf Verlaate. Im Hauptkanal gegenüber dem heutigen Marienhospital lag das Dieckhaus-Verlaat, ein 2. Verlaat, das Altmeppen-Verlaat, befand sich ab 1683 im Mittelkanal. Es folgte mit 1777 das 3. Verlaat, das Kleinhaus-Verlaat, im Splittingkanal gegenüber dem heutigen Hotel Hilling. Ebenfalls im Splittingkanal in Höhe der Kreuzung Splitting/Birkenalle/Joh.Bunte Str. fand mit dem Jahre 1871 das 5. Verlaat, das Forsthaus-Verlaat, seinen Platz und staute dort das ankommende Wasser vom Küstenkanal und den Sumpfmeeren „Grosses Meer“ und „Berke Meer“. Seit 1799, nachdem der Lüchtenburgkanal angelegt worden war, gab es das 4. Verlaat im Umländerwiekkanal in Höhe der heutigen Gaststätte Schulte-Lind. Alle diese Verlaate verloren aber nach Einstellung der Torfschifffahrt an Bedeutung und wurden bis auf einige Reste entfernt und durch einfach Wehre ersetzt, die heute den Wasserstand in den Kanälen regeln und ein Trockenfallen verhindern.

Autor: Ludger Stukenborg, Sprecherin: Monika Stukenborg, Webseite: Herbert Rohrbach