Dietrich von Velen.

Die „Papenborg“.

Inmitten des lebensfeindlichen Moores an der Grenze zwischen Emsland und Ostfriesland erhob sich seit dem 13. Jahrhundert, dort, wo heute die Reste der alten Meyer Werft wie Stadthalle und Kesselschmiede zu finden sind, der viereckige Turm einer Befestigungsanlage von ca. 30 m Höhe. Diese Burg, die Papenburg oder Papenborg, gab der Stadt ihren Namen, diente sie doch den Bischöfen von Münster auf ihren Reisen nach Ostfriesland als Quartier. Die Burg der Pfaffen, ein offenes Haus – open hus – für die Münsteraner Geistlichkeit. 

Wer allerdings die Burg baute, wissen wir heute nicht. Ursprünglich gehörte die Burg und das umliegende Gebiet zur Zeit des Friesenhäuptlings Fokko Ukenas um 1430 zu Friesland. Lehnsherrin der Burg aber war bis 1252 die Gräfin Sophie von Ravensberg, der auch das Emsland zugehörte. Als sie ihre emsländischen Güter Fürstbischof Otto I. von Münster verkaufte, wurde die Burg die nördliche Bastion des münsterschen Bistums. Seitdem vergaben die Bischöfe von Münster die Papenburg verschiedenen Adligen als Lehen. So auch dem Haye von Haren. Er erscheint erstmals als Besitzer 1433, nachdem er von Bischof Johann III. von Münster mit der Papenborg belehnt worden war. In der Belehnungsurkunde huldigt Haye seinem Lehnsherrn mit dem Versprechen, der Kirche und dem Stifte Münster treu und hold zu sein.– Ostfriesisches Urkundenbuch von Ernst Friedländer, Kapitel 730. Zur Bekräftigung hängt sein Siegel daran; ein rechtsaufgerichteter Löwe. Dieser ist heute noch im Stadtwappen der Stadt Papenburg zu finden.

Doch der Burg war kein großes Glück gegönnt. Immer wieder wurde sie in die Grenzstreitigkeiten mit den Friesen hineingezogen. Beide, die Friesen als auch das Bistum stritten immer wieder um die Besitzrechte und machten es den Besitzern schwer. So kam es, dass die Burg immer mehr verfiel. Der Vorgänger Dietrich von Velens, der Freiherr von Schwarzenberg warf schließlich das Handtuch und verkaufte am 2. Oktober 1630 sein Lehen als Erbgut an Dietrich von Velen. Dieser war als Verwaltungsbeamter im Dienste des Bischofs von Münster tätig. Als er nun die Papenburg erwarb, und damit auch gleichzeitig Lehnsmann des bischöflichen Lehnsherrn wurde, ließ er sich den Kauf vom Bischof bestätigen. So geschehen am 17. April 1631.

Erst damit begann die eigentliche Geschichte der Stadt Papenburg. Er kaufte die Papenburg nicht als Unterkunft für sich und seine Gäste. Sein Ziel war es vielmehr, die Besiedlung, – Kolonisation -, der umliegenden Gegend vor allem als Wohn- und Arbeitsplatz für viele Menschen auszugestalten. Sollte das gelingen, war es notwendig, den „großen Morast“ rings um die Burg menschenwürdigen Bedürfnissen anzupassen. Im benachbarten Holland war man da schon einen großen Schritt weiter. Die Holländer betrieben in ihren Mooren planmäßig die Torfgräberei und schufen ein für größere Schiffe befahrbares Kanalnetz. So war es möglich, den Torf als Brennmaterial in großen Mengen zu transportieren und in den großen Städten zu verkaufen. Danach begannen sie auf dem abgetorften Boden den Untergrund mit Schlick aus dem Wattenmeer und Viehdung zu verbessern und Landwirtschaft zu betreiben. Die auf diese Weise entstandenen Siedlungen nannten sie „Veenkolonie“. Solch eine „Fehnkolonie“ schwebte auch Dietrich von Velen vor. Infolgedessen warb er hölländische Fehnmeister wie Loleke Lols, Hermann Hoof und Johann Lambers Veen an, die ihm halfen, die Stadt Papenburg nach holländischem Vorbild in das Moor zu graben.

Autor: Ludger Stukenborg, Sprecherin: Monika Stukenborg, Webseite: Herbert Rohrbach