Torfgräberhaus.

Haus Lampen / Müller.

Nach vielen Jahren unermüdlicher Arbeit und einem Leben unter primitivsten Verhältnissen in zugigen und feuchten Moorkaten, verbesserte sich allmählich die Lebenssituation der ersten Siedler. Hatte man die Moorkaten noch auf der Hochmoorfläche errichtet, so waren im Laufe der Zeit am Kopfende der Plaatze der Kanal ausgestochen und links und rechts des Kanals ein mit Sand aufgeschütteter Fahrweg angelegt worden. Weiter hatte man parallel zum Fahrweg das Moor auf zunächst noch kleiner Fläche bis zum Sandboden abgebaut. Diese Fläche nutzte man nun, um darauf ein aus Stein gebautes Häuschen zu bauen. Steine dafür bekam man in den nahegelegenen ostfriesischen Ziegeleien wie in Bingum, Jemgum oder Critzum. Dort verhandelte man den roten Klinkerstein gegen Torf, der für das Brennen der Ziegelsteine in großen Mengen gebraucht wurde. Doch war das nach heutigen Maßstäben für die Siedler ein lohnenswertes Geschäft, erhielten sie doch für eine Schiffsladung, ein Dagwark Torf, gerade einmal 23 Steine.

Wenn die kleinen aus hart gebrannten Ziegelsteinen aufgemauerten Häuschen auch häufig zunächst zwei Familien Platz bieten mussten – so verlangte es der Grundherr – gewährten sie doch Schutz vor Wind und Wetter. Durch die Trennung des Wohnraumes vom Viehstall und die Einrichtung einer festen, zwar offenen Feuerstelle unter einer Esse und einem giebelseitig gemauerten Schornstein ergaben sich deutlich bessere hygienische Bedingungen als in den Plaggenhütten.

Auch die Nahrungsvielfalt wurde größer. Nachdem ein Händler aus Weener im Jahre 1761 die Kartoffeln nach Papenburg gebracht hatte, war man auch nicht mehr nur vom Buchweizen abhängig und die Gefahr von Hungersnot weitgehend gebannt. Auch wurden auf bereits kultivierten Flächen Roggen und Hafer angebaut. Zudem konnte erster Gartenbau betrieben werden und lieferte die nötigen Vitamine. Auch wurden Teile der abgetorften Moorflächen in Weideland umgewandelt, um auch Großvieh halten zu können und Milch und Fleisch zu erhalten.

Ein Problem war immer noch das Brauchwasser. In der Zeit, als man noch auf den Hochmoorflächen in primitiven Plaggenhütten lebte, hatte man Brauchwasser dergestalt gewonnen, indem man in die Mooroberfläche ein 2 bis 3 Spaten tiefes Loch grub. Das sich dort ansammelnde braune und faulig riechende Wasser nutzte man zur Zubereitung von Speisen, als Trinkwasser und um sich zumindest hin und wieder damit zu waschen. Ausgesetzt der ständigen Witterung durch Sonne, Regen und Wind, zudem durch den Kontakt mit dem schmutzigen Wasser, verfärbte sich die Haut der Menschen bis hin zu Moorbraun und sah aus wie das Leder alter Schulranzen. Vielfach sorgte das für Spott und Hohn und das Schimpfwort „Törfköppe, Torfköppe“ – „Torfkopf, Torfkopf“ machte seine Runde.

Mit den Steinhäusern wurden auch erste Brunnen gebaut. So grub man in den Sandboden Brunnenschächte und kleidete sie in Ermangelung von Betonringen mit Weißtorfstücken aus. Diese dienten quasi als Filter. Lebte dann in einem solchen Brunnen auch noch ein Frosch, so meinte man: „Das Brunnenwasser ist trinkbar.“

Autor: Ludger Stukenborg, Sprecherin: Monika Stukenborg, Webseite: Herbert Rohrbach